Byzantinische Kirchen in Thessaloniki – Teil I

Nach drei Tagen in Thessaloniki sind wir jetzt zusammen mit unserer Freundin und Reisebegleitung Christina in einem Ferienresort in Chalkidiki angekommen. Und da man an einem Strand immer viel Zeit hat, kann ich jetzt einen Blogbeitrag zu Thessaloniki schreiben. Genau genommen zu den byzantinischen Kirchen, derenwegen wir vor allem in diesen Teil Griechenlands gekommen sind.

Rotunde des Galerius mit letztem Minarett in Thessaloniki

Die meisten dieser Kirchen wurden nach der Eroberung der byzantinischen Stadt durch die Osmanen 1430 in Moscheen umgewandelt. Nachdem die Stadt nach dem ersten Balkankrieg 1912 an Griechenland fiel sowie in Folge des Bevölkerungsaustausches 1923 nach dem Griechisch-Türkischen Krieg1 wurden diese aber wieder in Kirchen rückgewidmet.2

Rotunde des Galerius

Die spätrömische Rotunde wurde im Jahr 306 im Auftrag von Kaiser Galerius errichtet. Ihr ursprünglicher Zweck (antiker Kultbau, Mausoleum) ist heute unklar, doch wurde sie bereits sehr früh nach Fertigstellung im 4. Jahrhundert in eine Kirche umgebaut. Diesem Umbau verdankt sie die alten Mosaike, die noch zum Teil in den Apsiden und in der Kuppel zu sehen sind.

Osmanisches Portal der Rotunde mit arabischen Schriftzeichen aus der Zeit der Nutzung als Moschee

Sie gelten als die ältesten Wandmosaike des christlichen Ostens. Von dem in drei Teile untergliederten Kuppelmosaik ist vor allem noch der unterste Teil mit Gebäuden und namentlich genannten Personen (insbesondere Heiligen) erhalten.

1917 wurde die Rotunde in ein Museum umgewandelt. Neben der Rotunde befindet sich das einzige in Thessaloniki noch erhaltene Minarett aus der Zeit ihrer Nutzung als Moschee.

Panagia Acheiropoietos

Längsschiffige Kirche Panagia Acheiropoietos mit Mosaiken unter den Säulenbögen
Byzantinische Kapitelle mit dem Christus-Monogramm in der Kirche Panagia Acheiropoietos 

Aus dem 5. Jahrhundert stammt die Kirche Panagia Acheiropoietos (Παναγία Αχειροποίητος).3 Die holzgedeckte dreischiffige Basilika gehört zu den wenigen frühbyzantinischen Kirchenbauten, die sich bis heute in ihrer ursprünglichen Form fast unverändert erhalten haben. Sie hat die typische Bauform einer großen frühchristlichen Basilika in Längsform und könnte so ohne ihre orthodoxe Innenaustattung auch in Rom stehen. Uns erinnerte sie an die Basilika Santa Sabina in Rom (dazu mein Blogbeitrag aus Rom vom 15. Februar 2025).

Hagios Demetrios

Längsschiffige Kirche Hagios Demetrios

Die andere im 5. Jahrhundert erbaute frühchristliche Basilika in Längsform ist die dem Stadtheiligen Demetrios geweihte Kirche (Άγιος Δημήτριος), dessen Grabmal sich im Inneren befindet. Dieses war auch während ihrer Nutzung als Moschee für christliche Pilger zugänglich. Der große Stadtbrand von 1917 zerstörte das Dach und die oberen Wandpartien, weshalb der obere Teil der Kirche relativ neu wirkt.

Die noch erhaltenen4 Mosaike und Fresken über den Kirchenpatron im Inneren entstanden nach einem Brand im Jahr 620. Sie zeigen den Heiligen Demetrios und byzantinische Hofbeamte so genau, dass sie noch heute (insbesondere hinsichtlich der Kleidung) eine Quelle für das byzantinische Hofzeremoniell sind.


  1. Im Vertrag von Lausanne zwischen Griechenland und der Türkei von 1923 wurde die Zwangsumsiedlung von etwa 900.000 Griechen und 400.000 Türken beschlossen. Die meisten der zwangsumgesiedelten Türken waren zuvor in Nordgriechenland, Makedonien und auf den Ägäischen Inseln ansässig, die zwangsumgesiedelten Griechen lebten vorwiegend an der kleinasiatischen Küste, ca. ein Drittel in der heutigen Stadt İzmir (griechisch früher: Smyrna). ↩︎
  2. In der Antike und im Mittelalter war das byzantinische Thessaloniki eine griechische Stadt. Nach der Eroberung durch die Osmanen 1430 und der Vertreibung der arabischen Mauren aus Spanien 1492, in deren Folge sich die dortige mitvertriebene jüdische Bevölkerung – die so genannten „Sepharden“ wie die Spanier auf Griechisch noch heute genannt werden – auf Einladung des Sultans in Selânik (Thessaloniki) ansiedelte, war die Bevölkerungsstruktur in etwa wie folgt: 50% Juden, 25% muslimische Türken, 25% orthodoxe Griechen. Seit dem griechisch-türkischen Bevökerungsaustausch von 1923 und der Ermordung der Juden in der Shoa, ist das heutige Thessaloniki eine rein griechische Stadt. ↩︎
  3. Die Bezeichnung „Acheiropoietos“ („nicht von Händen gemacht“) leitet sich von einer Ikone der Gottesmutter her.  ↩︎
  4. Die Mosaike waren während der Nutzung der Basilika als Moschee unter Verputz verdeckt. ↩︎

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